Dienstag, 27. September 2016

Tag 36: Jurilovca bis Constanta

Jurilovca bis Constanta:

Wieder ein früher Start: um 7 Uhr 44 war ich schon unterwegs. Ein paar Meter zurück, und schon war ich wieder auf meiner Route.



In Fortsetzung der gestrigen Fahrt fuhr ich auch heute Lagunen-Seen entlang. Im Süden grenzen noch weitere Lagunen-Seen an den Lacul Razim an. Zuerst war es der Lacul Golovita, dann der Lacul Zmeica und dann der Lacul Sinoie. So wie gestern sah ich die Lagunen-Seen auch heute teilweise am Horizont, teilweise war ich relativ nahe dran.

Hier ein Blick auf den Lacul Sinoie am Horizont:


Wie schon erwähnt, verwende ich immer 2 Hilfsmittel zur Orientierung: das Navi mit den von mir vorher erstellten Routen (meine grüne Linie auf der Kartenansicht auf dem Display) und die Huber-Karten mit den eingezeichneten Hauptrouten und Alternativrouten. Damit bin ich bisher immer sehr gut gefahren.

Ein drittes Hilfsmittel hab ich allerdings vergessen: die Wegweiser! In den meisten Donauländern (ausgenommen Rumänien) waren es die Donauradweg-/EuroVelo6-Schilder. In Rumänien gibt es die Radwegschilder nicht, aber es gibt zumindest auf den Hauptverkehrsrouten die Straßenschilder! Somit weiß man immer genau, wo man ist und wie weit man noch bis zur Ortschaft XY hat.



Bei Corbu erreichte ich wieder das Schwarze Meer. Nach Corbu fuhr ich noch den Lacul Corbu und den Lacul Tasaul entlang und erreichte ca. um 12 Uhr Mamaia. Mamaia ist der nördlichste Stadtteil von Constanta und liegt auf einer ca. 7 km langen und ca. 350 m breiten Landzunge zwischen dem Schwarzen Meer und dem Lacul Siutghiol. Ehrlich gesagt hab ich zwar eine kleine Ortstafel Mamaia gesehen, aber keine Ortstafel Constanta. Ich muss sie echt verpasst haben, denn nach dieser 7 km langen Landzunge war ich schon mitten in Constanta. Ich steuerte gleich die Hafenregion an, um einen guten Blick auf's Meer zu haben.




Somit hab ich das Ende meiner Radtour erreicht. Ich habe von Tulcea aus den EuroVelo 6 noch bis zur Endstation in Constanta fortgesetzt, um hier in den Zug einzusteigen.

Beim Bahnhof war ich bereits, ich kaufte mir ein Ticket Constanta-Bucuresti Nord für morgen Früh um 8 Uhr 40 und ein Schlafwagenticket Bucuresti Nord-Wien für morgen 14 Uhr. Ich komme somit am 29.9. um 8 Uhr 18 in Wien an, sofern ich keinen Zug verpasse :-)

Das Hotel ist 2 Minuten vom Bahnhof entfernt. Ich war um 14 Uhr bereits im Hotel.


Gesamtstrecke 94,99 km
Zeit in Bewegung 5 h 13'
Gesamtzeit 6 h 56'


in der Früh ziemlich frisch bei 9 °C, tagsüber angenehm warm mit einer Höchsttemperatur von 20 °C
sonnig, ziemlich windig

Summe aller Steigungen: 437 m
Höhe Jurilovca: 18 m ü NHN
Höhe Constanta: 40 m ü NHN


Insgesamt bin ich
2448,89 km 

seit Wien gefahren. Genauere Statistiken muss ich mir erst ausrechnen.



Ein kurzes Resumée:

It's a long long way ...

Es war eine ganz außergewöhnliche und eine ganz tolle Radtour. Ein Erlebnis oder besser gesagt eine Vielzahl an Erlebnissen, die ich kaum in Worte fassen kann. Die Tour war interessant, spannend, sehr abenteuerlich, strapaziös und anstrengend. Und man muss schon sehr zäh sein, um sie bis zum Ziel durchzuziehen! Aber all diese Strapazen, Erlebnisse und auch Pannen, die ich auf mich genommen bzw. in Kauf genommen hatte, haben sich gelohnt. Ich habe wunderschöne Landschaften gesehen, die ich so nah weder mit dem Auto noch mit einer Reisegruppe je erlebt und gesehen hätte. Ich habe Tiere beobachtet. Ich habe ärmliche Gegenden gesehen, die mich berührt und auch vor den Kopf gestoßen haben. Aber ich habe auch eine Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft erfahren, mit der ich nie gerechnet hätte. Ich habe Eindrücke gewonnen, die ich nicht vergessen werde. Ich habe viel erlebt. Auch Pannen waren dabei. Der Handyverlust wäre vermeidbar gewesen. Mit Reifenpannen und Defekten an der Ausrüstung rechnet man, wenn man auf holprigen Wegen unterwegs ist. Dazu muss man gerüstet sein und wissen, wie man sich helfen kann. Ich habe Gleichgesinnte getroffen, mit denen ich unterhaltsame und lustige Stunden verbracht habe. Ich bin nicht die einzige, die sich so etwas in den Kopf setzt :-)

Natürlich war diese Tour auch eine sportliche Herausforderung für mich. Ich habe mir meine Erlebnisse und meine Eindrücke hart erarbeitet bzw. erradelt.

Alles in allem war nicht nur das Ziel Donaudelta das Ziel, sondern der gesamte Weg war das Ziel!

Wenn ich meine Informationen aus meiner Vorbereitung noch einmal überfliege:
Ich wurde davor gewarnt, durch ehemalige Ostblockländer zu fahren. Vor allem vor Rumänien wurde ich gewarnt. Dazu muss ich sagen, ich habe mich an keinem einzigen Tag, in keiner einzigen Region, in keiner einzigen auch noch so spärlich besiedelten Gegend (und ich war wirklich da, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen!) auch nur im mindesten unsicher oder in Gefahr gefühlt. Im Gegenteil. Ich wurde mit Mineralwasser, mit Obst beschenkt, und das von Menschen, die selbst NICHTS haben. Mir wurden Wege erklärt, wenn ich anhand meiner Navigation unsicher war. Und sogar mein von mir selbst verlorenes Handy wurde aufgehoben und zur Polizei getragen!

Vor den wild streunenden Hunden hatte ich mich gefürchtet, weil sie Vorbeifahrende angreifen. Ich wurde mehrmals von Hunden angesprungen. Aber entweder konnte ich ihnen davonfahren, oder mein schrilles Hupen hat ausgereicht. Einige Male haben Einheimische den oder die Hunde verjagt, die mich anspringen wollten. Pfefferspray habe ich nie eingesetzt. Und erst kürzlich habe ich von zwei verschiedenen Seiten gehört, dass man mit dem Wegfahren nur den Jagdinstinkt der Hunde weckt und dass es viel sinnvoller ist, langsamer zu werden oder stehen zu bleiben. Ich habe es gestern und heute ausprobiert. Ich bin zwar nie stehen geblieben, aber ich bin ganz langsam geworden, wenn ein Hund auf mich losgegangen ist. NICHTS! Sie verdrollen sich, wenn man langsam wird. Es hat gestimmt!

Die Quartiere waren alle ohne Ausnahme überraschend sauber und akzeptabel bzw. gut! Ich hatte mit viel schlimmeren Unterkünften gerechnet. Die meisten Unterkünfte fand ich mit booking.com. 3 Mal musste ich vor Ort suchen und wurde rasch fündig.

Diese Tour wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ich möchte sie nicht missen. Und wenn ich einmal mehr Zeit habe, fahr ich die ganze Donau vom Ursprung bis ins Delta :-) Mir fehlt noch der Chilia-Arm (der linke Mündungsarm der Donau).

NUR: die Damm-Pfad-Holper-Rumpel-Piste in der Slowakei und die lila Variante in Rumänien lasse ich aus!

It's a long long way ...

5 Kommentare:

  1. Hai Gaby,
    Herzliche Gratulation zum erfolgreichen Abschluss deiner Abenteuerfahrt.
    Wenn der Zug bis Wien keinen Patschen mehr hat, dann würde ich mich sehr freuen, wenn wir uns vor meinem Abflug zu meiner Unterwasser-Kur noch sehen könnten. Vorausgesetzt dein Zug kommt am Donnerstag in der Früh pünktlich in Wien an, dann könnten wir am Nachmittag oder Abend das erfolgreiche Ende deiner Reise bei einem "Überdrübermegagailen-hyperpyramidalen Super-Eis" feiern ? !!! :-)
    (Aus "geographischen Distanz-Gründen" würde sich vielleicht am besten der Eissalon Schwedenplatz anbieten). Die "Intraorale Eis-Theraphie" hat bei mir in der Zwischenzeit doch einige Fortschritte gemacht - und muss daher bis zu meinem Abflug unbedingt fortgesetzt werden !
    Komm´ gut nach Hause !
    Liebe Grüße G.

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  2. Gute HeimFahrt Gaby. Muss dich komisch anfühlen, nach so langer zeit unterwegs. Lgm

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  3. Danke! Und wie das komisch ist. Ich sitz im Zug von Constanta nach Bucuresti Nord. Soweit hat alles geklappt. Umsteigen mit so viel Gepäck samt gefaltetem Fahrrad wird die nächste Herausforderung.

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  4. Ich sitz im Zug und er ist gerade eben abgefahren. Pünktlich um 14:00!

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  5. hätte ich morgen nicht um 8:00 dienstantritt, wäre ich am bahnhof gestanden, um dir hallo zu sagen :-) lg marion

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