Start um 7 Uhr 18, so früh war es bisher noch nie! Ich beschloss, nicht wie im vergangenen Jahr quer durch weiterzufahren und so einen Bogen der Donau abzuschneiden, sondern diesmal die Donau auszufahren. Das heißt, ich fuhr aus Indija raus Richtung Nordwesten und erreichte in Stari Slankamen die Donau und fuhr ab da wieder auf der Ruta Dunav/EuroVelo 6. Gut war's! Man kommt so der Donau wieder nahe, ich sah sie sogar ein paarmal, und fährt auf verkehrsberuhigten Straßen durch einige kleine Ortschaften. Richtig schön :-)
In Batajnica erreichte ich eine Hauptverkehrsstraße. Und ab da war es vorbei mit der ruhigen Idylle. UFF... da ging die Post ab. LKWs, Lieferwagen, Busse, Autos, und ich mitten drin. Ich hoffte nur, dass keines der Fahrzeuge zu knapp an mir vorbeifuhr! In Zemun, einem Randbezirk von Belgrad, konnte ich dann wenigstens auf der Busspur fahren und fühlte mich wohler. Im Zentrum von Zemun führte mich die Route schließlich an die Donau und an die Mündung der Save in die Donau!
an der Mündung der Save in die Donau - Juli 2015
Ab hier konnte ich endlich wieder auf einem Radweg neben dem Wasser fahren! Es war erst 10 Uhr 45, auch wenn ich bereits 60 km gefahren war. Das war mir noch zu früh für eine Mittagspause. Außerdem wollte ich zumindest einen Teil der Durchfahrt durch Belgrad noch hinter mich bringen, bevor ich mir ein Restaurant suche.
Belgrad (serbisch Beograd, übersetzt "weiße Stadt") ist die Hauptstadt Serbiens und gleichzeitig auch die größte Stadt in Serbien. Belgrad war im 15. Jahrhundert Hauptstadt der mittelalterlichen Serbischen Herrscherdynastien, später Hauptstadt des Königreichs Jugoslawien und der sozialistischen Republik Jugoslawien. Mit seinen Universitäten, Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen stellt Belgrad das Bildungszetrum des Landes. Belgrad ist Sitz der serbisch-orthodoxen Kirche und Residenz des Serbischen Patriarchen. Aufgrund seiner Lage und seiner Bedeutung wird die Stadt auch oft als Tor zum Balkan bezeichnet. Wahrzeichen der Stadt ist die Festung von Belgrad aus dem 15. Jahrhundert im Kalimegdan oberhalb der Mündung der Save in die Donau. Von hier aus hat man einen weiten Blick auf den Mündungsbereich mit der großen Kriegsinsel (heute Naturschutzgebiet) sowie auf die Stadt.
Ich fuhr zuerst den Mündungsbereich der Save und die Save selbst entlang, und diese Fahrt genoss ich dieses Jahr so richtig! Es war kühl, es war teilweise schattig, und der Blick auf die Donau und auf die Save sind ein Erlebnis! Die Save entlang ging es bis zu einer Brücke über die Save.
Blick von der Brücke über die Save - Juli 2015
Normalerweise fährt man dann mit einem gläsernen Aufzug runter zum Ufer der Save. Aber der Aufzug war außer Betrieb, so dass ich eine Treppe mit Schiene für das Rad nehmen musste. Dann noch über die Straße, und ich war wieder auf dem Radweg entlang der Save. Ich weiß nicht, warum der Donauradweg genau so durch Belgrad führt, aber ich bin genau dieser Route gefolgt, um nicht wieder durch Belgrad im Kreis zu fahren :-) Man fährt das andere Ufer der Save entlang wieder zur Mündung und ein Stück die Donau entlang, umfährt so den Kalimegdan, bevor es steil bergauf wieder Richtung Innenstadt geht. Ich bin mir sicher, dass es einfacher ginge, aber so ist der Blick auf den Kalimegdan wiederum sehr schön.
Impressionen aus dem Vorjahr:
Blick vom Kalimegdan auf die Mündung der Save in die Donau - Juli 2015
Blick vom Kalimegdan auf die Mündung der Save in die Donau - Juli 2015
Nach dem Steilstück geht's weiter durch das Universitätsviertel und wieder runter Richtung Donau. Kurz vor der Pancevobrücke über die Donau suchte ich mir nun doch ein Restaurant und machte Mittagspause - um 12 Uhr nach gefahrenen 71 km! 23 Grad im Schatten, was will man mehr :-)
Danach fuhr ich zusammen mit 574820 Autos, LKWs, Lieferwagen, Bussen etc. die Auffahrt auf die Pancevobrücke hinauf. Empfohlen wird, den Gehsteig zu nutzen. Aber den erreicht man nicht! VOR der Brücke gibt es noch keinen Gehsteig, und AUF der Brücke hat man keine Chance mehr. Man kann ja nicht bei dem starken Verkehr einfach stehen bleiben und das Rad auf den Gehsteig heben!
Also: Augen zu und durch! GESCHAFFFT!
Nun kam mein Experiment. Ich wollte den ufernahen Dammweg bis Pancevo fahren. Ich dachte mir, falls er rumpelt, kann man nach ca. 2 km den Damm verlassen und zur Straße fahren. Den ersten km nach der Brücke fährt man ohnehin noch auf einer kleinen Straße, dann geht's über ein Brett (!!!) über einen Bach zur Wiese, auf einem fast nicht sichtaren Pfad über die Wiese auf den Damm rauf. Und da war ich dann. Hm ... Soo schlimm war es gar nicht. Die Spuren waren nicht immer sichtbar, teilweise fuhr ich nur auf der Wiese. Aber ich wusste immer, dass ich mich AUF dem Damm befand! Immerhin. Es hat sich aber absolut gelohnt! Die Donau sah ich nicht, aber ich fuhr eine Sumpflandschaft entlang, die traumhaft schön war! Die Farben - bis ins hellgrün hat die Oberfläche der Sümpfe geleuchtet. Ich stieg mehrmals vom Rad, um den Vögeln zuzusehen. Ich war so beeindruckt und platt. Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Schade, dass ich nicht fotografieren konnte!
Nach ca. 6 km Dammweg kreuzte der Dammweg die Straße nach Pancevo. Ich gab die Hoteladresse ins Navi ein. Und was macht mein Navi? Es schickt mich weiter auf den Damm. Die Sumpflandschaft hörte leider bald auf. Dieser Abschnitt des Dammweges wurde wohl seit Jahrzehnten nicht mehr befahren. Der war komplett verwildert! Ich fuhr durch reinsten Urwald, hier war nur noch hohes Gras und Gestrüpp. DEN Teil hätte ich mir sparen können.
Bei der Ortstafel Pancevo erreichte ich dann schließlich wieder die Straße - nach insgesamt 10 km Dammweg.
Ortstafel Pancevo - Juli 2015
Mein Quartier erreichte ich um 14 Uhr 40.
Ich bin bisher 898,1 km seit Wien gefahren. Mir geht es blendend! Ich bin topfit und motiviert. Hier in Pancevo mach ich morgen Pause. Mein Quartier hab ich für 2 Tage genommen. Eine Pause ist sicher sinnvoll, außerdem muss ich Wäsche waschen :-)
Morgen fährt der Günter mit dem Motorrad nach Pancevo. Somit hab ich ab jetzt für die Weiterfahrt eine Motorradbegleitung. Er bringt mir außerdem mein Uralt-Handy mit, das ihm die Alena gegeben hat. Ich hatte kurz vor meiner Abfahrt noch eine zweite SIM Karte für mein Uralt-Handy gekauft und aktivieren lassen, damit ich für die Tour ein Reserve-Handy habe, falls mein Handy geklaut wird (an verlieren hätte ich ja nie gedacht!). Warum hab ich das eigentlich dann doch daheim gelassen? Vergessen hab ich es nicht, ich hielt es nur nicht für notwendig. Egal - ab morgen hab ich wieder ein Handy (zum telefonieren und zum fotografieren). Der Günter fährt außerdem in Komarno bei der Polizei vorbei. Vielleicht liegt ja wirklich mein Handy dort????
Wenn ich jetzt einen Vergleich zwischen der Tour Wien-Donaueschingen (ohne die Fahrt zu den beiden Quellen; die war ja dann sowieso noch ein Kapitel für sich) und der bisherigen Etappe Wien-Pancevo ziehe:
Beide sind anspruchsvoll, beide sind ähnlich lang. Die Tour Wien-Donaueschingen (934 km ohne die beiden Quellen) hatte mehr Steigungen, da waren auch steilere Steigungen dabei. Auf der Tour hatte ich um einiges mehr an Pisten dabei. ABER: das, was ich bei der Donaueschingen-Tour an Pisten hatte, war nicht einmal annähernd so wild wie bei meiner jetzigen Tour. Derartige Rumpelpisten wie jetzt hab ich noch nie erlebt! Auch bei der Juli-Tour im vergangenen Jahr nicht! Sagenhaft, was ich zum Teil erlebt habe!
Noch ein Unterschied: ich hatte bei der Donaueschingen-Tour niedrigere Temperaturen, was mir wieder entgegen kommt.
Gesamtstrecke 89,26 km
Zeit in Bewegung 5 h 04'
Gesamtzeit 7 h 23'
erträgliche Temperatur, Höchsttemperatur 28 °C (in der Früh: 17 °C), es wird allmählich kühler!
Ich hatte mich vor der Abfahrt so vor der Hitzewelle gefürchtet! Ich las von Prognosen für Ende August/Anfang September, die bis zu 41 Grad reichten! Die kamen nicht.
Summe aller Steigungen: 209 m (das war zum großen Teil in Belgrad)
Höhe Indija: 114 m ü NHN
Höhe Pancevo: 77 m ü NHN