Sonntag, 4. September 2016

Tag 12: Veliko Gradiste bis Donji Milanovac

Veliko Gradiste bis Donji Milanovac:

UMWERFEND - UNBESCHREIBLICH!

Start um 7 Uhr 46. Aus der Ferienanlage am Silbersee ging's raus und zur Hauptstraße, wo ich gleich wieder auf der Dunavska Ruta war. Zuerst ging es noch die Donau entlang bis Veliko Gradiste. Dort verließ ich sie in einem Bogen, erreichte sie aber bald wieder. Und ich stellte fest, dass die Donau in der Zwischenzeit zum See geworden ist! Die zum See aufgestaute Donau heißt Djerdapsee. Entstanden ist der Stausee 1972, als Jugoslawien und Rumänien das Wasserkraftwerk Eisernes Tor bauten. An der breitesten Stelle erreicht der Djerdapsee 8 km.


Seit gestern - genau genommen seit der Fähre in Ram - fällt mir bereits auf, dass es entlang der Donau auf beiden Ufern hügelig wird. Am Horizont sieht man genauso wie auf der gegenüberliegenden Seite der Donau Berge. Vorbei ist es mit dem Flachland, hier beginnen die Karpaten.

In Golubac konnte ich ein kurzes Stück auf einem Radweg fahren, bevor ich wieder auf die Straße wechselte. Aber heute störte es mich gar nicht, so viel auf der Straße zu fahren. Es ist Samstag und es sind auffallend wenige Autos und nur vereinzelt LKWs unterwegs. Kurz nach Golubac kam ich zur mittelalterlichen Festung Golubac, von der ich leider enttäuscht war. Sie wird anscheinend gerade renoviert, der Großteil der Burg ist mit einem Gerüst umgeben, und das ganze Arreal ist eine Baustelle mit Baufahrzeugen und Containern. Die Straße wurde anscheinend versetzt. Es gibt einen neu gebauten Tunnel, die frühere Durchfahrt durch einen Torbogen der Burg ist Baustelle und verbarrikadiert. Schade! Ich hatte mich auf die Burg gefreut.



Aber die Burg hat noch eine zweite Bedeutung: hier verengt sich die zum See gewordene Donau, hier beginnt der Donaudurchbruch Eisernes Tor!

Das Eiserne Tor (serbisch Djerdap; rumänisch Portile de Fier) ist ein ca. 150 km langes Durchbruchstal der Donau. Auf der linken Seite das Banater Gebirge, auf der rechten Seite der Donau das serbische Erzgebirge. Die Donau bildbet hier die Grenze zwischen Rumänien und Serbien. Das Eiserne Tor beginnt beim Babakai-Felsen bei der Burg Golubac und endet bei Tekija. Auf beiden Seiten der Donau wurden Schutzgebiete eingerichtet - in Rumänien der Naturpark Eisernes Tor, in Serbien der Nationalpark Djerdap.

Ich hatte lange überlegt, ob ich das Eiserne Tor auf der rumänischen oder auf der serbischen Seite fahren soll, und entschied mich für die serbische Seite. Meine heutige Fahrt entlang des Donaudurchbruchs war atemberaubend! Ich kam nur schleppend voran, weil ich ständig vom Rad stieg um zu fotografieren. Aber ich konnte gar nicht anders. Steilwände, Felsüberhänge, dann wieder Waldabschnitte. Mal war die Donau schmal, dann doch wieder etwas breiter. Eine traumhaft schöne Landschaft. Unbeschreiblich! Meine Fotos geben nicht einmal annähernd wieder, was ich heute gesehen und erlebt habe!







In Dobra machte ich Mittagspause.


Ich fand ein Haus, das Privatzimmer zu vergeben hatte, und fragte die Vermieterin, ob ich auch Mittagessen bei ihr kann. Sie zeigte mir, wo ich mich hinsetzen konnte. Und schon wurde Essen aufgetischt: Hühnersuppe, Brot, Gulasch mit Kartoffelpüree, Tomatensalat mit VIEL Zwiebeln, zum Abschluss Gugelhupf. Nach dem Motto: es wird aufgegessen, was auf den Tisch kommt :-)

Nach meiner Mittagspause kamen die Tunnels. Ich hatte mich vor ihnen gefürchtet (daher auch meine Überlegung, fahr ich die serbische oder die rumänische Seite). Insgesamt fährt man auf der gesamten Strecke des Eisernen Tors durch 21 Tunnels mit einer Länge zwischen 45 m und ca. 450 m, alle unbeleuchtet, einige mit Kurve. Mit einem Fahrrad in einen unbeleuchteten Tunnel zu fahren, ist eine ganz besondere Herausforderung. Gleich der erste war einer von den längeren. UFFF! Mein Lichtkegel wurde im Tunnel geradezu verschluckt. Ich hörte ein Auto hinter mir und hoffte nur "BITTE seh mich rechtzeitig! BITTE fahr mich nicht über den Haufen!" Er hat mich gesehen, er hat mich nicht über den Haufen gefahren :-) Da heute Samstag ist, war die Tunnelfahrt dann doch nicht so schlimm wie befürchtet. Das war auch Teil meiner Routenplanung, das Eiserne Tor am Wochenende zu durchfahren. Gut war's!










An der steinzeitlichen archäologischen Fundstätte Lepinsii Vir kurz vor Boljetin schickten mich die Wegweiser auf einmal steil bergab zum Ufer der Donau. Oh je - das heißt, ich muss wieder bergauf! Bei der Fundstätte war eie große Menschenansammlung. Ich fuhr daher gleich weiter, den Wegweisern folgend. Bergauf, dann wieder bergab, dann noch einmal bergauf und wieder bergab. Wer will mich da jetzt foppen? Weit oben sah ich die "normale" Straße. Der Zustand meiner Straße wurde immer schlechter, die Schlaglöcher immer größer. Und auf einmal hörte die Straße ganz auf. Und jetzt???? Schotter und einn Bach. Ich sah einen Angler an diesem Bach sitzen und fragte ihn, ob ich da weiterfahren kann. - Ja, kein Problem, ich muss nur ein zweites Mal durch den Bach durch.



Also schob ich mein Rad durch den Bach, watete dabei selbst bis über die Knöcheln im Wasser. Dann noch ein zweites Mal, und aus der Schotterhalde wurde wieder eine einigermaßen befahrbare Sandstraße.


Auch der nächste Wegweiser war wieder da. Ich war also doch noch auf der richtigen Route! Und bald ging die Sandstraße auch wieder in eine Asphaltstraße über. UND jetzt ging's bergauf - in Serpentinen! Bis ich wieder auf der normalen Straße war! PAUSE! Die brauchte ich jetzt, weil ich sah, dass es auf der normalen Straße noch einmal mit einem Anstieg weiterging. Also weiter bergauf. Aber dann ging es endlich bergab! Zügig, aber auf gutem Asphalt. Bis Donji Milanovac konnte ich das Rad so richtig laufen lassen.

In der Zwischenzeit ist die Donau wieder so breit wie ein See geworden.


In Donji Milanovac gab ich in gewohnter Weise die Adresse des Hotels ein und folgte den Navi-Anweisungen: gerade aus - rechts abbiegen. Also bog ich rechts ab. Und dann ging es STEIL bergauf! Der Anstieg zum Hotel hat mich auf dem linken Fuß erwischt. Nur 1 km, aber die hatten es in sich. Ich keuchte und keuchte, aber ich stieg nicht ab. GESCHAFFT!

Gesamtstrecke 80,79 km
Zeit in Bewegung 4 h 45'
Gesamtzeit 8 h 46'

angenehme Temperatur, Höchsttemperatur 27 °C (in der Früh: 16 °C)

Summe aller Steigungen: 428 m
Höhe Veliko Gradiste: 77 m ü NHN
Höhe Donji Milanovac: 78 m ü NHN

3 Kommentare:

  1. Der nächste Jahreskalender wird wohl nicht aus Unterwasserfotos sondern aus Impressionen von der Donau bestehen. Echt starke Aufnahmen!
    Schön, dass ich diese vom Sessel aus am großen Fernsehbildschirm genießen darf. So ganz ohne Anstrengung "g"! Du machst das echt gut!
    LG Sonja

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  2. Da bekommt man ja direkt Lust auf diesen Bereich der Donau. Coole Tour. ...und wieder eine geile Burg lgm

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  3. Tolle Bilder!!! An deiner Stelle würde ich auch ab und zu ins Wasser springen, wenn sich so coole Gelegenheiten bieten wie stillgelegte Donauteile!!
    Alena

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