Donnerstag, 15. September 2016

Tag 24: Silistra bis Seimenii Mici (Cernavoda)

Silistra bis Seimenii Mici (Cernavoda):

Ich bin heute durch die Hölle gegangen! MAMA MIA! Ich hatte mich vor der heutigen Etappe gefürchtet, bin bereits um 3 Uhr wach gelegen und konnte nicht mehr einschlafen. Ich wusste ja, dass Steigungen auf mich zukommen. Diese Furcht war absolut berechtigt!

Das Höhenprofil des Tages:


Wer meint, dass die Donau im Flachland dahinfließt und dass man entlang der Donau nur bergab fährt, sollte sich im Bikeline Radreiseführer die Seite 54 zu Gemüte führen! Ich hatte heute alles dabei, was man nur dabeihaben kann: Regen, Steigungen von Anfang bis Ende, Schotterpiste, Ackerweg-Piste, Schotterpiste bergauf. Und das Ganze bei einer relativ langen Etappe! Aber alles der Reihe nach.
 
Ich hatte mir mein Frühstück schon am Vorabend hergerichtet, um früh starten zu können. Start war um 7 Uhr 19 bei Regen. Zweimal um den Häuserblock zur bulgarisch-rumänischen Grenze und dann auf der Hauptstraße bzw. auf der Donauradroute/EuroVelo6 die Donau flussabwärts. Anfangs war sie auch gut zu sehen!


Nach den ersten beiden leichteren Steigungen kam gleich der erste richtige Anstieg zum Kloster Dervent. Das Kloster schaute ich mir an, das sieht echt toll aus!














Kaum war ich am Kloster Dervent vorbei, kamen schon die nächsten Steigungen. Allerdings muss man sagen, dass ich auf sehr gut asphaltierter Straße unterwegs war!

In Baneasa beschloss ich, die Alternativroute lila zu nehmen, da diese Route keine eingezeichneten Steigungen hatte. Ein SCHWERER Fehler! Gleich zu Beginn ging es schon steil bergauf. Warum hab ich nicht umgedreht??? Man dreht mitten in einer Steigung nicht um. Und wenn man oben ist, will man nicht mehr zurück. Auf passabel asphaltierter Straße mit leichten Aufs und Abs ging es weiter nach Oltina am Lacul Oltina. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört, und der Himmel wurde immer blauer.



In Oltina staunte ich nicht wenig, als die Asphaltstraße auf einmal aus war. Ich sah zwei Mädels am Straßenrand, die ich gleich fragte: "Ville?" - "la drapta, ... drapta." Das Ganze ergänzt mit Händen und Füßen. "la dreapta" heißt nach rechts, so viel wusste ich mittlerweile schon. Also nach rechts und dann wieder nach rechts. Und ich landete auf der Schotterpiste. Und damit nicht genug, es ging STEIL bergauf auf der Schotterpiste! Keine Chance mehr zu fahren. Ich musste absteigen und das Rad samt schwerem Gepäck schieben! 2 km bergauf schieben - ich hab alle meine Sünden auf diesem Bergaufstück abgebüßt!

Hier sieht man im Hintergrund den Beginn der Steigung auf der Schotterpiste:



Ich schob und schob und schob... Ich dachte, die Steigung nimmt überhaupt kein Ende mehr!


Irgendwann hatte ich es dann doch geschafft und stand wieder einmal vor der Entscheidung: nehm ich jetzt den linken Weg oder den rechten?


Ich nahm den linken Weg. Ich rumpelte und rumpelte dahin. Einen schönen Gruß vom Schaltkranz! Ein paarmal musste ich absteigen, um nicht auf der Nase zu landen.

In Ville schickte mich mein Navi "durch diese hohle Gasse" (links hinunter im Bild). Alle anderen Wege führten ins Nichts.


Und in weiterer Folge landete ich auf einem Feldweg, der sich ein paarmal verzweigte, so dass ich nicht mehr sicher war, ob ich überhaupt je irgendwo ankommen werde. Ich sah mich schon in der Wiese oder in einem Acker die nächste Nacht verbringen. Tiefe Furchen erschwerten das Fahren.



Dunareni in Sicht! Zumindest hoffte ich, dass die Ortschaft in Sicht Dunareni ist!


Es war Dunareni! JUHU!!!! Ich war auf der richtigen Route! Angeschrieben war ja gar nichts!


UND: ich war ab Dunareni wieder auf passabler Asphaltstraße unterwegs! Was für eine Wohltat! Vor allem konnte ich nach insgesamt 17 km Pistenfahrt endlich wieder flotter als mit 8 km/h fahren.

Ab Aliman war ich wieder auf der roten Hauptroute. Lila hat sich für mich erledigt! Ich fahr nur noch auf der roten Hauptroute. Und da nur, wenn sie nicht gepunktelt oder gestrichelt (= Dammweg) ist.

In Rasova erreichte ich wieder die Donau und fuhr ein ganzes Stück ihr Ufer entlang.



Und dann kamen die nächsten knackigen Steigungen. Eine knackiger als die andere. Steil, steil und lang, weniger steil, aber lang. Hier traf ich zwei Tourenradfahrer, Patrique aus Frankreich und Charly aus Deutschland, von denen mir die Schweizer bereits erzählt hatten. Zu dritt fährt es sich leichter auf Steigungen. Das motiviert! Und: jede Steigung hat anschließend ein schönes Bergab! Vor allem auf gutem Asphalt kann man das Rad so richtig schön laufen lassen (das ging vorher auf der Schotterpiste überhaupt nicht!).

Blick zurück:


Cernavoda erreichte ich schließlich um 17 Uhr 30.

Cernavoda liegt am Beginn des Donau-Schwarzmeer-Kanals der bei Agigea, einer Vorstadt von Constanta, ins Schwarze Meer mündet. Der Donau-Schwarzmeer-Kanal hat eine Länge von 64,2 km und verkürzt den Weg der Donau zum Schwarzen Meer. Der Name der Stadt Cernavoda leitet sich aus dem bulgarischen черна вода ab, was "schwarzes Wasser" bedeutet.

Bei Cernavoda befindet sich auch das einzige Kernkraftwerk Rumäniens, das Kernkraftwerk Cernavodă. Das Kraftwerk wurde Anfang der 1980er Jahre mit ursprünglich 5 Kraftwerksblöcken geplant. Nach einer Bauzeit von 14 Jahren wurde 1996 der erste Block fertiggestellt, der zweite nach 25-jähriger Bauzeit 2007. Ein weiterer Block befindet sich seit längerer Zeit im Bau. Die Reaktoren 3, 4 und 5 wurden verworfen. Das Kernkraftwerk liefert etwa ein Fünftel der Elektrizität des Landes.

Cernavoda - Brücke über den Donau-Schwarzmeer-Kanal

Cernavoda - Blick von der Brücke auf den Donau-Schwarzmeer-Kanal

In Cernavoda musste ich noch ein letztes Mal eine Steigung fahren! Wie konnte es anders sein?

Um 18 Uhr 23 war ich vor dem Hotel in Seimenii Mici.

Gesamtstrecke 114,26 km
Zeit in Bewegung 8 h 15'
Gesamtzeit 11 h 02'


angenehme Temperatur, Höchsttemperatur 27 °C (in der Früh: 14 °C)
in der Früh leichter bis stärkerer Regen, tagsüber bewölkt bis sonnig, kaum windig

Summe aller Steigungen: 1076 m
Höhe Silistra: 19 m ü NHN
Höhe Seimenii Mici: 20 m ü NHN

3 Kommentare:

  1. Kann es sein, dass du jedes Mal bestraft wirst wenn du Alternativrouten wählst? Arme Mama, das klingt alles wirklich brutalst anstrengend! Immerhin hat das Rad diesmal gehalten!
    Die Bilder sind dafür wieder einmal sehr schön. Ab und zu wirkt es so als ob du schon am Meer wärst.
    Ich wünsch dir als Belohnung viele aspahlitierte Wege und Fahrten bergab ;)
    Alena
    Alena

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  2. Und wieder so eine Etappe, wo ich mir ein Taxi gerufen hätte. Ich hör den Schotter so richtig knirschen und spüre das Rad wegrutschen. Schon ohne Gepäcktaschen sehr unsympathisch zu fahren. Grüße aus dem 65A,Marion

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  3. Na bumm.... aber wenigstens nicht die ganze Zeit alleine... Lilith freut sich übrigens schon auf deinen Nächsten Besuch ... Liebe Grüße von uns 3

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